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global warmbeats
SABO & ZEB

(Irma/Nova Media) (23.01.2009)

Zwei DJ´s mit großem Interesse an Dub Music, die sich in New York gefunden haben und auf ihrem Debut-Album einiges zusammen laufen lassen.

Da ist ZEB, in Italien aufgewachsen, über England und LA in den 'Big Apple' gewandert, mitverantwortlich für die 'Organic Grooves'-Sampler (bisher fünf Ausgaben), vorher Gitarrist bei THE INDIANS und Produzent so mancher Einspielungen im Dreieck von World Music, Dub und Funk. Viele Aliases als Künstler (SPY FROM KAIRO, THE PLEB, MARZEBIAN, OBLIO - siehe HARMONIC 313-Review auf dieser Page, was Dub-O-Rama davon hält). Noch mehr weltgereist und international tätig als DJ und Remixer ist der Amerikaner SABO - mit deutlichem Zug nach Lateinamerika, aber auch zu den jungen Szenen der neuen Republiken des ehemaligen Jugoslawien. Sein eigenes Label ist 'Sol Selectas'. 

Auf 'global warmbeats' schwappen zunächst die Wellen eines im Lounge-Club Style reduzierten Funk auf die Naivität von 1970er Disco-Anleihen, die zusammen in Dub köstlich verbrämt und transzendiert werden. Häufig fällt als Vergleich THIEVERY CORPORATION ein, doch die 'global warmbeats' ziehen als Ganzes nicht so unter einem Dach zusammen, wie es dem genannten Vergleich bei ihren Produktionen trotz unterschiedlicher Ausrichtung der einzelnen Songs stets gelingt. Was eigentlich sehr konzeptionell beginnt, wird zunehmend ein Aufzeigen, wie sehr man in unterschiedlichen Stles zuhause ist - vor allem Latino-Styles fließen immer mehr ein.

So sinnhaft läuternd der Titel von Anfang bis Ende bleibt - Dubeffekte als Metapher für den Klimawandel ?! - stellt sich zunehmend auch der Eindruck von Beliebigkeiten eines DJ-Sets zur Seite, und das fast schon gefundene Ureigene der Platte zerfließt ins Vielfältige - immer mehr bekannt erscheinende Latino-Versatzmuster fließen ein, die mal geklaut wirken, mal von Dub stark kontrastiert werden. So wird die Sause zunehmend lockerer, unkonzentrierter. 'Devastating' wirkt gar ein wenig wie KRAFTWERK auf Urlaub, 'recognize' als eine Koketterie mit Minimal-Techno, 'free generation' wiederum seehr dubby, aber stereotyp polternd.    

Eine aufhorchen lassender Debut-Release mit viel künstlerischer Kreativität und Eigenphantasie in der ersten Halbzeit, der aber ob der Latino-Hoheit der zweiten Hälfte zwar weiterhing bestes DJ-ing, aber einiges weniger an kreativer Eigenleistung aufbietet.

BG

sandoz.jpg (6766 Byte) sandoz in dub: chant to jah
SANDOZ

(SoulJazz/Indigo) (25.03.2002)

Wiederveröffentlichung auf neuem Label und endlich auch über einen deutschen Vertrieb erhältich: RICHARD H. KIRKs Meisterleistung in Sachen Dub von 1999.
Der ehemalige Frontmann der legendären CABARET VOLTAIRE kam vom Industrial zu sequencergesteuertem DancePop/EBM, entdeckte House und Tekkno und widmete sich in verschiedenen Kostümen (ELECTRONIC EYE, SWEET EXORCIST und SANDOZ) Clubsounds und ihrer elektronischen Manipulation.
Hier läßt er seine musikalischen Erfahrungen zusammen mit Reggae in ungewöhnlichen Dub-Mixen und Experimenten in freiem Lauf untereinander korrespondieren.
Dub war übrigens schon auf den frühen Soloplatten KIRKs - etwa auf "time high fiction" von 1983 - wie auch auf manchen frühen CAB. VOLT.-Produktionen Thema und Produktionsweise gewesen.



  
live in the earth
SANDOZ (IN DUB)

(Soul Jazz/Indigo) (02.06.2006)

Project of the former CABARET VOLTAIRE-member RICHARD H. KIRK.
bad habit
SANTERIA 

(Soulfire Artists/Rough Trade) (29.05.2009)

Herrje, einen solchen Boom wie ihn derzeit SKA erlebt, könnte DUB sehr gut gebrauchen. Auf diesen Seiten wird Ska weniger als BPM-hochgetunter Reggae denn als durchgedrehte Polka-Marie mit karnevalistisch-fröhlicher Zwangsverabreichung von Hochprozentigem angesehen, freilich eine Vorurteilsgeschichte.

Dub-O-Rama mag Ska halt nich soo, ringt sich aber durch, SANTERIA vorzüglichste Spiellaune, absolute rhythmische Präzision wie Phantasie, musikalische Leidenschaft und kompositorisch wirksame Kräfte zu unter- wie überzustellen. Keine Frage, SANTERIA sind so ziemlich die Nummer 1 im deutschen Ska, der so fehlerfrei-elegant dahershreddert, dass man die Mannschaft fast als Ska-Akademiker bezeichnen möchte. Was sie freilich nicht so gerne hören, siehe Wortspiel ihrer Bläsersektion, wollen sie doch von der Ska-Basis geliebt werden.

Nun, auf ihrem aktuellen Album 'bad habit' haben sie auch eine Dub-Nummer namens 'a feast of dub' untergebracht, auf dem die Bläser ein slawisch, ja russisch schwermütiges Thema aufnehmen, das in seiner raffinierten Mix-Bearbeitung vorzüglich im Kontrast zum Rest des Albums steht.

BG      



sub:stance
SCUBA

(Ostgut/Rough Trade) (29.01.2010)

Berliner Dubstep-Aktivist,der hier einen umfangreichen Reigen an Remixen hinlegt.
Seeed - new dubby big.jpg (23373 Byte) new dubby conquerors
SEEED

(WEA) (2001)

Volltreffer! Der Erfolg des dubbigen, reggaefreudigen HipHop-Trios Seeed war wohl von guter Hand geplant, aber in seiner erfolgten Größe kaum vorhersehbar: Top 30-Platzierung in den deutschen LP-Charts, Stadtgespräch, ohne an Insidercharme zu verlieren und war Deutschlands finest HipHop-Newcomer des Jahres. Die Dub-Gemeinde klatscht ob so viel Gewieftheit und Professionalität anerkennden Beifall. Zwar haben HipHop-Acts hierzulande ob Ihres Selbstbewußtseins nie Scheu gehabt, sich auch mal durch Dub-Techniken schleifen zu lassen, es blieb jedoch meist bei Ausflügen. Die begeisterndsten Volltreffer sind für mich "psychedelic kingdom", die bravouröse Bearbeitung des Blondie-Klassiker "the tide is high" und der Titelsong "new dubby conquerors. Es macht eine wahre Freude, wie lustig flackernd der 'new dubby-Graphometer' zwischen Hiphop, Dub und Reggae-Roots hin und her oszilliert.


seeed_musikmonks music monks
SEEED

(Downbeat/Warner Music)
(02.06.2003)

Es sind eben doch verwegene Dancehall-Buben: "music monks" ist eine Veröffentlichung voller Verve und Power! 

Dub-O-Rama fehlt allerdings das brillant austarierte Mindergewicht der melancholischen, dubbigen und verspielten Elemente des Vorgängers, das 'new dubby conquerors' so ungemein stimmig machte! Im Gegenzug wurde der starke Dancehall-Einfluss von der Band nun zur Plattform ausgearbeitet. Die Raps, gelegentlich poltrig und flach, blieben aber insgesamt spitz und treffend genug, nicht ins Profane zu verfallen. Na ja!
Musikalisch ist man aber erneut voll auf der Höhe. 'Höre, staune, gute Laune': Qualität und Professionalität aus dem Füllhorn!
Mal schaun, was da international geht. 


rock it tonight
SEVEN DUB

(Echo Beach/Indigo)
(03.01.2000)


dub club edition
SEVEN DUB
(Collision/Groove Attack) (23.01.2006)
shermanneed.jpg (12477 Byte) the need to live
BIM SHERMAN

(Century/EfA) (25.01.2002)

'The need to live' ist ein wunderschön zusammengestelltes Nachlasswerk BIM SHERMANs mit vielen bisher unveröffentlicht gebliebenen Aufnahmen, alternativen und akustischen Versionen bekannter Songs sowie unbekannt gebliebenen Songs.

Zwei Beispiele aus dem Dschungel Sherman´scher Veröffentlichungen: Der Opener 'be my lighthouse' ist eine vocal version von 'S.D.I.', einem Stück aus 'time boom x de devil dead' von LEE PERRY & DUB SYNDICATE und bisher nur als italienische 12" erhältlich gewesen; der Titelsong stammt von einer Compilation des On-U Sound Freundes Steve Barker von Radio Lancashire. BIM SHERMAN komponierte wunderschöne Liebeslieder, verstand sich in seinen Texten aber auch sozialpolitisch zu engagieren.

'The need to live' stellt vor allem seine philosophische Seite vor. Als Menschenfreund und -kenner fand er immer aufmunternde Worte und Ratschläge für Menschen in der Krise, denn er verstand es, selbst Erfahrenes in leichten, allgemein verständlichen Chiffren zu vermitteln. Radikalität und Besserwisserei mied er stets ebenso wie Jah-Lobpreisungen und Rastafari-Formeln. Er ging mit seiner tiefen Religiösität nicht hausieren. Dies zeigt 'the need to live' noch einmal deutlich und vermittelt die tiefe Betroffenheit und den Schmerz seines Freundeskreises über seinen viel zu frühen Tod.


 


Dub-Aroma of the season Winter 2003
never trust a hippy
ADRIAN SHERWOOD

(3VirginU/EMI)
(24.02.2003)

Unzählige Veröffentlichungen hat ADRIAN SHERWOOD seit 1978 abgemischt, produziert und Ihnen seinen unverwechselbaren Sound gegeben. Die meisten dieser Werke erschienen auf seinem Label On-U Sound. Dabei nahm er oft sehr großen Einfluss auf die Gestaltung der Werke, wurde quasi zum zusätzlichen Musiker des jeweiligen Teams.
Mit 'never trust a hippy' legt er nun sein erstes Werk als Solokünstler vor.

Schon der Titel, bis zu einem gewissen Grad durchaus auch Selbsteinschätzung, verweist auf Überraschungen. Und ob: Heiter, kokett und stets mit dem Schalk im Nacken präsentiert ADRIAN SHERWOOD seine Kunst mit unzähligen Samples. Dabei bleibt 'never trust a hippy' ohne jene ethnische und ethische Mightyness der meisten der von ihm bis heute betreuten Projekte. Die Credits der Samples beisteuernden Instrumentalisten ist wie zu erwarten umfangreich: unter anderem SLY & ROBBIE, JAZZWAD, CARLTON 'BUBBLERS' OGILVIE und natürlich die 'Haus-Musiker' KEITH LeBLANC und SKIP McDONALD.

Wider Erwarten erschien das Debutalbum, das ursprünglich in eine ganz andere Richtung gehen sollte, nicht auf On-U Sound, sondern auf 'Realworld'. Das Realworld-Label bat Sherwood um ein Remix-Album mit dem Material aus dem Realworld-Backkatalog, doch Sherwood bekam für viele der Samples keine Verwertungsrechte. Glücklicherweise erklärten sich die Realworld-Chefs mit Sherwoods-Vorschlag, ein komplett eigenes Album mit persönlicher Sampleauswahl zu machen, einverstanden, in die lediglich zwei Realworld-Tracks integriert wurden.
 
Der Einsatz der Samples wird zur kunstreichen Fingerübung brillianter Zitate und ihrer Reibungseffekte an den basics, dass man fast schon akademische Vergleiche ziehen könnte.

Ein sachlich-akademische Nüchternheit hat ''never trust a hippy' freilich nicht. Hier zuzuhören bereitet nicht nur Kennern einen Heidenspaß. Die Platte hat gelegentlich etwas von einer hyperaktiven Zappeligkeit durch ihre enorme Samplefreude. Diese erzeugt ein bunt durchwirktes Mosaik, wie man es in seiner Kleinteiligkeit bisher auch in der Welt des Dub kaum kannte. Großartig!


yardy
SISTA GRACY

(Echo Beach/Indigo) (23.08.2007)

With a little help from her friends: Das Solodebut von SISTA GRACY ist ein fantastisch gut aufgelegtes, heiteres Album in der textlichen Spannung von Liebeswünschen und Gottvertrauen geworden. Unter den Freunden vertreten sind MR. GENTLEMEN, SUGAR MINOTT und DR. RING DING.

Die drei ersten Tracks mit GENTLEMEN, DR. RING DING und RAGGA FRÄNKIE sind von diesen recht dominiert und erst auf Nummer 4 'tell she' nimmt man SISTA GRACY eigentlich zum ersten Mal wirklich wahr. Gerade so, als hätte man sie inständig darum gebeten und lange überreden müssen, ein Soloalbum vorzulegen, weil für sie  Reggae-Community und Live-Präsentation bedeutender schien als jeder Star-Rummel und persönliches Aufheben.

SISTA GRACY's Eltern waren in Jamaika in den späten 1960ern mit eigenem Soundsystem unterwegs, um sich den Unterhalt zu verdienen: er war MC, sie Selector. Kaum eine andere Reggae-Künstlerin in Deutschland kann auf so eine tiefe Prägung durch jamaikanische Roots zurückschauen, hat sich seit ihrer lange zurückliegenden Ankunft in Deutschland soviel Street-Credibility nicht nur mit ihrer Stimme, sondern auch als Frau mit anpackend in der hiesigen Reggae-Szene über die vielen Jahre verdient.

In der Folge der weiteren Einspielungen wird man auf 'yardy' (etwa: geerdet, aber auch auf die Plätze nachbarschaftlicher Begegnung in Jamaika anspielend) zunehmend in die Welt von SISTA GRACY eingeführt, die sich weniger kritisch um das Weltgeschehen schert als sie die eigenen Bindungen und Probleme herzhaft und meist wohlwollend zu prüfen scheint.
Das Cover, dass eine toughe Lady darstellen will, die gerade einen bösen Blick in eine anzüglich bemerkende Runde abfeuert, scheint da weniger zu ihr zu passen als das Patina in Brauntönen, gerade so als wäre 'yardy' schon sehr lange ideell dagewesen...

Ein kräftiges, geläutertes Album, bei dem der Spaß aller Beteiligten spürbar ist. Den elf Tracks folgen sieben Dub-Variationen, eher an traditionellem Dub orientiert, superfett und betont abwechslungsreich entwickelt. 

Neben dem Opener 'man' feat. GENTLEMAN, dem hoffentlich viel Resonanz und Interesse aus der Szene folgt, ist der 'commissioner' feat. DR. RING DING bemerkenswert. Basierend auf der Melodie der deutschen Krimi-Reihe 'Der Kommissar' prima umgesetzt, geht die Grundidee doch bestimmt auf einen seiner berühmten Streiche, womöglich einen, den er der Künstlerin selbst gespielt hat, zurück... 

BG


 
unmetered taxi
SLY & ROBBIE

(Pressure Sounds/Rough Trade
) (24.05.2004)

Es ist so unglaublich viel Material, das SLY & ROBBIE in ihrer über 30-jährigen Duo-Geschichte veröffentlicht haben, dass selbst Kennern manches unbekannt geblieben ist. Dieser Retro-Showcase ist ein Beispiel: SLY & ROBBIE als Studiomusiker und inna Dub in der Zeit, als sie für das Taxi-Label arbeiteten. 

Das ist über 20 Jahre her. In dieser versammelten Verdichtung sind die oft schon im Original sehr dubbigen Singles nochmal dub-überarbeitet. In diesem Zusammenspiel strahlt dieser Reigen eine solche Wärme, Kraft und eigenartige Dub-Phantasie aus, dass einem die Worte fehlen. Eine dermaßen wunderbare Dub-Compilation, dass man gerne übersieht, dass hier eine Labelauswahl diverser Singles am Start ist, an deren Basics eben SLY & ROBBIE werkelten. Junge Dub-Musiker und -Fans werden sich in diese sommerlich-heitere Dub-Compi sicher verknallen. 

tracklisting:

Revolution – Dennis Brown
Version – Sly & Robbie
Revolution – Dennis Brown (dub plate mix)
Heart Made Of Stone - The Viceroys
Version – Sly & Robbie
Shine Eye Girl – Black Uhuru
Version – Sly & Robbie
Real Love – The Tamlins
Version – Sly & Robbie
Rocky Music – Struggle
Music Dub – Sly, Robbie and Taxi Gang
Baltimore – The Tamlins
Version – Sly & Robbie and The Revolutionaries
Old Broom – The Wailing Souls
Version – Sly & Robbie
Love & Devotion – Jimmy Riley
Drunken Master – Sly & Robbie and The Revolutionaries
Tickle Me – Thriller
Version – Sly, Robbie & The Gang
Taxi – Amblique featuring Brian & Tony Gold
Unmetered Taxi – Sly Dunbar


version born
SLY & ROBBIE

(Palm Pictures/Rough Trade) (16.08.2004)

Knüpft an ihre 'drumandbasstriptothebone by howie b' von 1998 an: Also diskothekentaugliches Material.

Überraschende Veröffentlichung, da sich SLY & ROBBIE in letzter Zeit wieder stärker ihren Roots zuwendeten. 

 

the dub revolutionaries
SLY & ROBBIE meet the MAD PROFESSOR feat. DEAN FRASER

(RAS/Sanctuary/Rough Trade) (08.03.2004)

Clash der Giganten! Jamaikas bekanntestes Rhythmusduo und der vielleicht bedeutendste Saxofonist des Reggae treffen erstmals auf den bekanntesten englischen Dub-Mixer und Producer. Alle haben in ihrer Geschichte bereits die ganze Palette des Dub zwischen verwegener Moderne und stilvollem Roots Dub auf unzähligen eigenen Veröffentlichungen und Auftragsarbeiten ausgelotet. 'The dub revolutionaries' ist nun eine Roots-Dub Session der obersten Referenzklasse, mit einem Hauch von Jazz. 

Let the spirit rise! Ein reines Instrumentalalbum, so filigran und kraftvoll zugleich, dass es einem die Sprache verschlägt. Das erste Album von SLY & ROBBIE nach ihrem Grammy-Award für 'friends' 1998. Zum ersten Mal saß bei ihnen MAD PROFESSOR an den Reglern. Eine Aufgabe, auf die er schon lange gewartet hat, eine Herausforderung. 

Das Material zu dieser Aufnahme-Session wurde von MAD PROFESSOR ausgesucht und stammt vor allem aus seiner 'Dub me Crazy'-Phase in den 80er Jahren. In nur drei Tagen spielte das jamaikanische Duo die Riddims und Saxofonparts im Londoner Ariwa-Studio ein.
SLY & ROBBIE inszenierten hier ihre Rhythmusarbeit verblüffend unkonventionell und verspielt, trieben gelegentliche Katz und Maus-Späße und hatten große Freude daran, das Auszeichnende des Styles, den sie vor über 25 Jahren praktizierten, neu zu präsentieren, ganz nach dem Wunsch des 'Professors'. DEAN FRASER spielte kurze Zeit später die Bläserparts ein: Vorzügliche Saxophonarbeit ohne jede Langatmigkeit, die die Feinheiten des Albums hätte überlagern können. Vor allem er gibt der Arbeit eine jazzige Note. Vereinzelt trugen noch SKY JUICE Percussion, BLACK STEAL Gitarre und LEROY MAFIA Keyboards bei.

'The dub revolutionaries' fängt die Atmosphäre des 70er Jahre 'Rockers'-Styles ein, die Grooves des 'New Wave Dub' bleiben hier außen vor. Ein MAD PROFESSOR in Bestform wartet mit großartigen soundtechnischen und musikalischen Überraschungen auf. Das Album klingt transparent, der Mix, der die Dubs sehr kraftvoll kommen läßt, ohne diese zu übertreiben, ist ausgezeichnet und integriert sich als 'Instrument'. So ist 'the dub revolutionaries' in seinen tausendfachen Fügungen aus Bass, Drums, Dubs und Saxofon umwerfend selbstbestimmt, ausgereift und zauberhaft geworden: ein Werk voller Vibes. 

Wie es zu dieser Begegnung kam und warum hier ein so besonders reizvolles, ja fast elitäres Werk entstanden ist, wurde im Vorfeld leider noch nicht bekannt gemacht. Das Album hat jedenfalls alle Anlagen, große Furore zu machen. 
Wie auch immer: Reggae-Musiker, auch wenn sie sehr erfolgreich geworden sind und auf den unterschiedlichsten Hochzeiten gespielt haben, kommen immer wieder zurück zu ihren Roots. Die meisten jedenfalls. Hier schöpfen sie ihre Kraft. Und das soll auch so bleiben.


Smith Mighty - life is.jpg (14854 Byte) life is...
SMITH & MIGHTY

(Studio K7/Zomba) (22.04.2002)

Da verschwindet ein Meisterwerk im Giftschrank der Plattenfirma und schon macht man sich von einem Duo, das man vor allem von ihren Einspielungen und Remixen auf Dub-Samplern kennt, ein falsches Bild: Das von einem der TripHop-Geschichte ambivalent gegenüberstehen Team, das gerne an der Schnittstelle experimentiert und mit dem "Big Thing" lediglich kokettiert.
Dabei waren SMITH & MIGHTY an den Anfängen der Karrieren von MASSIVE ATTACK und TRICKY, ja der ganzen Entwicklung der Bristoler TripHop-Geschichte beteiligt gewesen. Sie haben die Kohle nicht verpönt, weil sie in Ihrer kleinen Welt bleiben wollten, sondern das Ding irgendwie verpennt. Oder doch nicht? Ihr vorzügliches Debut "bass is maternal" erschien jedenfalls, wie ihre letzte LP "big world, small world" erst 2000.

"Life is..." nun trägt trotz seiner in die Böden kriechenden Bässe jede Menge helles Licht in sich und wartet mit einer ganzen Frauschaft an Vocals auf, die der Sache ein dickes Pfund Soul mit auf die Reise geben. 'Dubbig' ist die Platte alleine noch in der Bassgestaltung bzw. im doch noch einmal düster-spannenden "I saw you", sowie in "1, 2 mic check" mit HipHop-Vocals auf Uptempo-Reggae-Thema. Der Rest trippelt und breakbeatet heiter und filigran zum klar im Vordergrund stehendem Stimmeinsatz.  

SMITH & MIGHTY wenden sich also einem breiteren Publikum zu. Man hat sogar mit "flash of joy" einen wunderschönen, potenziellen Anwärter auf einen Chartserfolg am Start.

Das Duo verfiel bei der Produktion keineswegs in eine Torschlußpanik vor dem gewünschten Erfolg. Im Gegenteil: Sehr ausgeruht und überlegt ging man vor, die musikalischen Räume zu erweitern und neu abzustecken. Der eigene Anspruch ist stets spürbar, es steckt jede Menge Arbeit und Feilerei in diesem Werk. Die neuen Töne sind bisher von der Presse sehr wohlwollend aufgenommen, bleibt da nur noch die Aufmerksamkeit des zahlenden Publikums...


 
retrospective
SMITH & MIGHTY

(!K7/Rough Trade) (25.10.2004)

Werkschau der Bristol-Sound, Breakbeat und 90s-Dub Pioniere mit einigen kaum bekannten wie exzellenten Tracks.

Es ist schon großartig, was SMITH & MIGHTY bereits um 1990 geleistet haben, und mich verblüfft, dass ich die meisten dieser phantastischen Tracks aus dieser Zeit bis heute noch gar nicht kenne. So gesehen ist 'retrospective' für die meisten eine abenteuerliche musikalische Entdeckungsreise zu den Anfänge des Bristol Sounds.


 
dub splitz part 3: heartcore dub
SOCIAL LIVING SOUNDS vs. GARY (DUB)

(Dubflash/Eigenvertrieb)
(01.04.2005)

SOUNDCLASH! Auf die zwei gleichberechtigten Seiten des dritten "Dub Splitz"-Vinyls seines Labels lässt Mr. WUNDERLICH aka DUB ROGUE die schwedischen SOCIAL LIVING SOUNDS vs. GARY (DUB) aus Frankreich antreten. 

Und es passt - auch wenn die Schweden ein Team sind und GARY ein Einzelner ist: Kaum eine andere Dubflash-Scheibe ist so homogen austariert, angenehm kurzweilig, geschlossen und doch vielfältig.

Vielfältig sind SOCIAL LIVING SOUNDS alleine schon mit Instrumenten: Echte Blechblasinstrumente und Melodica bestimmen die Melodie, im Wechsel mit Keyboards, mal ist ein wühlender Bass das energischste Element, und um die Ecke fällt eine Herde verechoter Congas in das Dub-Geschehen ein. Die Band zaubert alle zwei Minuten etwas Neues aus dem Hut und bleibt bei allen Raffinessen immer dem klassischen Style verpflichtet. Keine Dub-Mätzchen: Ihr Sound klingt geöffnet, top-aktuell.

Das Material von GARY (DUB) ist ähnlich konzipiert. Prima Ideen, aber als Solist ganz ego, übersieht er insgesamt, wie gewöhnlich seine Sounds und Arrangements oft sind, wie wenig sie trotz ihrer Tune-Qualitäten aus dem Schatten von Bekanntem heraustreten.

Beide Acts sind rhythmisch recht versiert: Mal lassen sie sich treiben, mal steppen sie das Tier. Ob ihres gelegentlich verblüffend luftig wirkenden Live-Charakters hat diese Split-LP ihren besonderen Reiz.

     
sofasurfersencounters.jpg (7496 Byte) encounters
SOFA SURFERS

(1 Virgin G/EMI) (Vinyl: 28.01.2002, CD: 22.04.2002)

"Begegnungen" in Form von Aufeinandertreffen unterschiedlicher Stilrichtungen und Stimmungsprofile arrangierten die SOFA SURFERS schon vielfach. Auf 'Encounters' luden sich die SOFA SURFERS Gäste ein, die auf den entsprechenden Tracks weniger eine Gastrolle ein-, sondern vielmehr die Prägung des Albums übernahmen.

Der eigene musikalische Beitrag auf diesem Als Ob-Album beschränkte sich auf am Sampler zusammengebastelte monotone Strickmuster; eine Überarbeitung und Schlußkontrolle fand nicht statt.
Ziel dieses Aktionismus: Einerseits die Entkräftung eines von der Presse gehievten Ambient-Dub-Kontextes mit dem Klischee einer Wiener Alternative-Gemütlichkeit zwischen Studio und Kaffeehaus, andererseits Reaktion auf die zunehmende politische Instrumentalisierung von Rassismus.

Ist die hier abgelegte Werkkompetenz und künstlerische Kontrolle als Boykott am eigenen Album und sozialpolitische Protestnote an ihr Herkunftsland zu verstehen?
Die SOFA SURFERS verstehen Österreich nicht als Zielordner, und auch das Info spricht von "einer Rhetorik interkulturellen Austauschs, bei dem nationale Identität und territoriales Denken in Frage gestellt wird." Dem erfahrenen Aufhorchenden eine Klammer, in der zwar das anarchische Konzept der - ebenfalls weißen - Rapper/Band CONSOLIDATED grüßen läßt, das internationale Renommee der SOFA SURFERS in Selbstverständnis und Intention aber auch.

Für manchen stellt schon die Egozentrik der vielen nassforschen, emotionsverstimmten Raps den Tauschgedanken in Frage. Auch die Anordnung der Stücke wurde sehr unglücklich getroffen. Der Opener "formula" mit MC SENSATIONAL vom wichtigsten US-Dub Label "WordSound" glänzt mit schlampiger Inspirationslosigkeit. Drei Stücke mit DJ COLLAGE übertreffen nie das Mittelmaß. Zwei aufhellende, soulige, thematisch ungemeiner passende Beiträge mit JUNIOR DELGADO und DAWNA LEE folgen ausgerechnet einer langen, monotonen Rapstrecke und bieten in ihrer Zartheit eher eine Blaupause für ein Album-Highlight: 'home truths' des Polit-Industrial-Dubbers MARK STEWART, der hier in bemerkenswerter alter Frische antritt.  

Auf Basswühlerei, Pfeifen und Heulen getragen geriet DAELEK & DEF1 eine cool gewünschte PUBLIC ENEMY-Alikeness noch zur kickendsten Rap-Attacke des Albums.
Höhepunkt des Albums ist sicherlich der
'river blues' des JEB LOY NICHOLS. Der Bluegrasser, der mit Reggae und Dub experimentierte und für dessen Band FELLOW TRAVELLERS die Spex einst Jubelbesprechungen ins Zeug legte, glänzt vor HipHop-Scratching und passierenden Saxophonen. Abgeschlossen wird das Album von 'gamelan', einer psychedelischen Phantasie der SOFA SURFERS - hier als sie selbst - über die Wirkungsessenz der gleichnamigen balinesischen Musik.

Bei aller kritischer Distanz - zu der auch die weit in den Hintergrund getretenen Dub- und Reggae-Kontexte beitragen: Der Mut und die Konsequenz, mit der die SOFA SURFERS hier angetreten sind, ist bewundernswert und wird hoffentlich von den Anhängern der Band verstanden.  


 

dub-aroma of the season winter 2006
sofa surfers
SOFA SURFERS

(Klein Records/Rough Trade) (28.10.2005)

Schon seit langer Zeit wünschte ich mir einen NOTWIST-Release, der sehr dubby daherkommt und die bandeigene Melancholie in Echoschleifen abbiegen lässt. Diesen Gefallen hat die Band mir zwar (noch) nicht getan, doch dafür haben die SOFA SURFERS mit ihrem selbstbetitelten neuen Longplayer Vorstellungen verwirklicht, die zufällig und zielstrebig in diese Richtung gehen.

Der Wiener Act ist bekannt dafür, dass er sich für jeden seiner Releases neu erfindet, wenn er sich nicht gerade selbst remixt. Die eine Überraschung ist, dass die Band ihren Keyboards Bass, Gitarre und Schlagzeug gleichberechtigt beistellt. Eine schlanke Studioproduktion mit viel Transparenz gibt dem Album fast Live-Charakter. Die andere Überraschung ist Gastsänger MANI OBEYA, der auf allen Tracks eine überzeugende stimmliche Präsentation in der Spannung von Melancholie und Soul darbietet. OBEYA, bisher lediglich bekannt durch das Jazz-Pop-Projekt SOUNDHOTEL, gibt dem Album eine solch markante Note, als sei er vollwertiges, federführendes Mitglied der Band.

In der ersten Hälfte des Albums wird die Ausrichtung des Albums noch nicht wirklich definiert, verspielt scheint sich die Band erst einmal auf dem neuen Terrain auszuprobieren. Die Gitarreneinspielungen klingen mal glockig-hell, mal geben sie verzerrt ein Rock-Riff vor, Keyboardeinspielungen geben überraschende Wendungen vor, Dub-Effekte erscheinen und verschwinden. Die ersten drei Tracks 'white noise', 'say something' und 'softly' sind für mich die interessantesten des Albums, voller Pioniergeist und verblüffend zwischen allen Stühlen. Zum Ende hin wirken die Stücke zunehmend auf den Sänger zugeschnitten, melancholischer, die Dubs verschwinden in der zweiten Hälfte fast ganz.  Vielleicht wird sich die Band bei Vergleichen genötigt fühlen, doch nicht von der Hand zu weisen sind die Parallelen zu NOTWIST (Mix, Attitude, Instrumentierung), zu SWELL (Melancholie, Drumsounds) oder gar zur Krautrocklegende CAN. 

Ein sehr ansprechendes, zumindest in der ersten Hälfte recht dubbiges Alternative-Rockalbum - wie es sie leider allzu selten gibt - ist die aktuelle SOFA SURFERS-Veröffentlichung geworden, voller Freude am gemeinsamen Zusammenspiel. Vielleicht will sich die Band so von den Eitelkeiten der heutigen Downbeat-Community etwas absetzen und die Note ihres Kollektivgeistes betonen. Ob dieses Album Neuorientierung sein oder Unikum bleiben wird, bleibt freilich offen. Bei der dieser Band eigenen Begeisterung für Paradigmawechsel tippe ich allerdings auf zweiteres.


one more reason
SOOTHSAYERS

(Red Earth/Groove Attack) (22.05.2009)

Blech galore, das zweite Werk der SOOTHSAYERS ist geprägt von kompositorischer musikalischer Raffinesse, durchwirkt von einer hochaktiven Melange aus Soul, Jazz & Reggae - Dub-Mixmaster MANASSEH hielt sich hier mit Kapriolen des Dub respektvoll zurück. 

'One more reason' ist ein recht vornehmes Album, obwohl es sich als Thema das Lebensgefühl der Suburbs und die Gedanken der dort Gestrandeten aufzunehmen scheint. Es spielt, schillert mit einer ewig traurigen Melancholie, vereinzelt aufgehellt wie im Gesang von MELLOW BAKU (track 7 & 8), schert sich überhaupt nicht um zeitgenössischen Schnickschnack, ist 'melancholic solid as a rock'.

Nicht bestimmt von Dub, legt es aber in den letzten drei Nummern der vierzehn Tracks Dub doch richtig drauf: 'history' mit LINVAL THOMPSON, 'we must return to dub' im MAD PROFESSOR-remix und 'tears in dub' dubbed by MANASSEH sind absolut vorzügliche Dub-Tracks! Nicht auf dem ersten Höreindruck erschließbar, wird dieses Album, wenn man ihm sich hingibt, zur Zauberei!

BG   


in dub
SOUND IRATION

(Year Zero/Rough Trade) (14.05.2010)
samy masound meets alldub - one
SOUNDWARRIORS

(Lions Ark Records/MkZwo/Rough Trade) (16.03.2007)

Feiner Dub made in Kreuzberg. Das Ganze klingt fett nach Bandsound und hat so gar nichts Quäkendes. Als Masterminds stecken Samy Masoud und Aldubb dahinter, die sich vor gut zwei Jahren zusammentaten, um organische Dubs aufzunehmen und in die Welt zu schicken. Zumeist sind diese Instrumental gehalten - gelegentlich taucht jedoch auch die Stimme von Samy Masoud pointiert auf. Oft wird der Sound auf Drum & Bass reduziert, den essentiellen Beigaben zu Dub. Angereichert mit dezenten Effekten ohne Hascherei und gelegentlichen Überraschungen, wie das gekonnt eingesetzte Spiel mit Steeldrums (z.B. bei "We'll Meet There"). Insgesamt kommt das Album ruhig rüber - ohne Agression und überflüssiges Tamtam. Gelegentlich, wie etwa beim "Roots & Destination Dub". Und nach 9 aufgelisteten Dubkompositionen gibt es dann sogar einen Hidden Track. Auch wenn ich die Zugabe derartiger Tracks nie verstanden habe und sie lediglich als Gimmik betrachte, geht es hier nochmal zur Sache. Unverhofft kommt oft - und in diesem Fall sogar sehr gut und extrem fröhlich! Tipp.

Karsten Frehe


dub and die
SPRUNG AUS DEN WOLKEN

(Klanggalerie/Cargo) (09.10.2009)

Berlin, ab 1980: mehrere Bands kämpfen um einen nicht ausgeschriebenen Preis der Dekonstruktion von Pop-Musik, ja der Punk-Musik, wollen aber mit zeitgenössischer E-Musik auch nichts zu tun haben. Das Ding ist politisch, atonal, äußerst gewöhnungsbedürftig und auf berlinerischer Weise Hip. Die EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN mit ihrem beeindruckenden Frontmann BLIXA BARGELD gehen als Sieger hervor und schaffen großartige Werke wie "halber Mensch"!  

Neben MEKANIK DESTRUKTIV KOMMANÖH (nach einer Platte der französischen Underground-Band MAGMA benannt) gab es auch SPRUNG AUS DEN WOLKEN, von denen als Gründungsmitglied ALEXANDER HACKE zu den NEUBAUTEN wechselte. Zur ihrer wildesten Zeit veröffentlichten die NEUBAUTEN eine Tonkassette namens "stahldubversions", die vor allem Zeugnis der Tobsuchtslust von Neubauten-Mitglied N.U. UNRUH ist, der in verhallten Räumen auf all verfügbares Metall eindrischt.
Zeitgleich veröffentlichten SPRUNG AUS DEN WOLKEN 'dub and die' auf Musikkassette mit polterigem Dub, versetzt mit Teenage-Gebrülle und -Randale galore. 
Vielleicht mag auf dieser musikalischen Heckenwiese 'dub and die' eine Spur interessanter gewesen sein als die 'stahldubversions', doch längst waren Ihnen die NEUBAUTEN einen Quantensprung voraus, die mit 'kollaps' einen wahren Berserker von Debut-LP vorlegten und die Konkurrenz damit erstickten. 

BG

ear drums and black holes
STARKEY

(Planet Mu/Groove Attack) (23.04.2010)
spacemonkeysvsgorillaz.jpg (14820 Byte) laika come home
SPACE MONKEYS vs. GORILLAZ
(Parlophone/EMI) (01.07.2002)

phase 3: the album
STEREOTYP meets AL HACA

(Klein Records/Rough Trade) (27.09.2004)

kiss the future - feat. The Maffia & The Pop Group
MARK STEWART

(Soul Jazz/Indigo) (30.05.2005)

Zeitlich umfassende Werkschau des radikalen Industrial-Dub Pioniers. 

Zwölf musikalische Kunstwerke, drei davon aus der frühen Phase, als MARK STEWART noch mit der POP GROUP unterwegs war. 'Hypnotised', 'hysteria', 'jerusalem' und 'liberty city' stammen aus seiner besten Phase Mitte der 80er Jahre. Als Bonbon zwei interessante neue Tunes: 'radio freedom' und 'puppet master' sind Zeugnis, dass sich MARK STEWART musikalisch noch nicht verabschiedet hat, auch wenn man lange nichts mehr von ihm gehört hat.

Mit etwa 50 Minuten Spielzeit fällt die Werkschau aber doch ein wenig kurz aus. Bleibt zu hoffen, dass 'kiss the future' als Appetitanreger auf ein neues Werk von MARK STEWART veröffentlicht worden ist.


Stewart - veneer big.jpg (21032 Byte) as the veneer of democracy starts to fade
MARK STEWART & MAFFIA

(Mute/Intercord) (1985)

Mitten hinein in Sozialabbau, Schließungen von Kohle- und Stahlwerken und umfangreicher Verstaatlichung platzte "as the veneer of democracy starts to fade" wie eine Bombe. Dabei beschäftigte sich das Werk textlich nicht einmal so dezidiert mit Politik wie es der Titel vermuten läßt, sondern gibt in einem derart höllisch aggressiven musikalischen Dub-Codex Auskunft über die Wut und Ohnmacht der noch breiten englischen Arbeiterschicht über die Strukturverwandler und -vernichter, wie es davor und danach in dieser Form nie wieder geschah.
Stets werden rhythmische Korsetts aufgelöst, durchbrochen, verflüchtigen sich in Echos, von verzerrten Megaphon-Gesängen überlagert, zerfetzte, verletzte Strukturen werden immer wieder durch polternde Rhythmen aufgenommen, vorangetrieben und schmieren erneut in Echoschleifen ab. "The restistance of the cell" scheint den Straßenkämpfer mit der Überlastung seiner eigenen Nerven und Psyche zu konfrontieren, "stranger than kindness" den spürbaren Vertrauensverlust zum eigenen Freundes- und Bekanntenkreis, die Angst vor Verrat.

Verherrlichen oder als zwangsläufige Notwendigkeit heranziehen wollte MARK STEWART den Straßenkampf, also die gewalttätige Auseinandersetzung mit Politik, durchaus nicht, sondern vor der Gefahr warnen, wie sehr der soziale Friede außer Kontrolle kommen kann, wenn der Mensch aus allen sozialen Bindungen und Netzen fällt und an Selbstkontrolle und -wert verliert. Dabei zeigt die Platte Souveränität und Verve in allen abgefahrenen Registern des Dub.

Die Zeiten des damals noch üblichen politischen Liedes, des Agit-Prop-Songs, waren vorbei und wurden mit 'as the veneer...'  endgültig in die Zeiten der Wandervögel zurückgeblasen.

Die magisch-verblüffende Überhöhung dieses definitiv besten Werkes MARK STEWARTs wurde von Ihm nicht wieder erreicht. Seine letzte LP, "control data" von 1996, versuchte sich zwar ähnlich radikalisiert und hat durchaus seine Anzahl genialer Momente in der Kritik der weltumfassenden Digitalisierung, konnte jedoch mit den längst subversiver spezialisierten, unterschiedlichen Ansätzen von STEREOLAB, APHEX TWIN, DAFT PUNK oder ATARI TEENAGE RIOT ob seiner Reißbrettartigkeit nicht mehr mithalten.



 
edit
MARK STEWART

(Crippled Dick Hot Wax/SPV) (04.04.2008)
suboslodubs.jpg (6629 Byte) dubs in the key of life
SUB OSLO

(Glitterhouse/Indigo) (01.04.2002)

In den US-Staaten südwestlich des Missisippi haben die im Claim des Folk-Rock-Blues-Country grabenden Musikfreaks von Glitterhouse schon so manchen musikalischen Nugget ausgegraben. Aber Dub?? Aus Texas??
"Ganz sicher das Coolste, was wir seit Jahren veröffentlicht haben", bescheinigt das Info des Labels, welches einst die aufbrechenden MONSTER MAGNET für Deutschland unter Vertrag hatte, diesen Aufnahmen. 

Sieben Instrumentalisten und ein in die Band integrierter Soundmixer - der seine Jugend in Eching/Bayern zubrachte -, alle aus Denton/TX, verunsichern seit fünf Jahren auf bis zu dreistündigen, krautigen SpaceRock-Events mit enormen Dub-Riddims die Hörgewohnheiten ihrer Zuhörer. Sie sind sogar schon bis Japan herumgekommen. Da fallen einem die großen Krauter HAWKWIND, FAUST oder AMON DÜÜL 2 aus den 70ern ein, nur: das Ganze jetzt noch mit Dub versetzt.

"Dubs in the key of life" gibt nun einen Eindruck von diesen Events. Sie ist zwar keine Live-Platte, weist jedoch bedingt durch reichliche Zugaben an Dubs, Echo- und Halleffekten ein gutes Maß Live-Atmosphärik auf. Die überwiegend relaxte, aber ungemein spannende LP ist ein akustischer Leckerbissen aus dem Grenzgebiet des Dub zur Psychedelia..
the rites of dub
SUB OSLO

(
Glitterhouse/Indigo) (07.07.2003)

Die texanischen SUB OSLO verweigern sich auch auf ihrem zweiten Werk einer musikalischen Zuordnung ob ihres außergewöhnlichen Dub-Styles aufs Prächtigste. So erfreulich es jedesmal ist, wenn eine experimentierfreudige Band eine neue Furt durch die trüben Wasser des Marketings mit Hilfe einer überzeugten Labelbetreuung in das Licht der Öffentlichkeit findet: 'The rites of dub' ist ein (ast)reines Instrumentalalbum für 'Liebhaber'.

SUB OSLO, neun Musiker inklusive Mixmaster, lieben Studio-Jam-Sessions, bei denen die Zeit keine Rolle spielt. Sie sprechen Themen ab, variieren sie, diskutieren über die Ups and Downs der Veränderungen. Bis Versionen entstehen, die sinnlich-spirituell dem Wunschergebnis am nächsten kommen. Diese Versionen werden studiotechnisch noch einmal aufgepeppt, ohne am Gehalt zu schrauben, also ohne Overdubs, denn SUB OSLO dubben live. Auf diese Weise hat man in den 70ern gerne gearbeitet: viele deutsche Krautrockbands und Musik-Kommunen wie GONG und HAWKWIND. Man wünschte als Ergebnis eine möglichst spirituell-vertiefte Umsetzung zu erreichen, eine musikalische Innerlichkeit, wie sie manchmal nach dem Genuss von Hanf entsteht, zu beschreiben und zu suggerieren: also eine Art Kif-Impressionismus. Entsprechende Ergebnisse fielen in der Geschichte qualitativ sehr unterschiedlich aus. Als besonders saftig sollen an dieser Stelle mal jüngere Werke von atypisch rockenden US-Bands - die dort wahrscheinlich als 'sissi' gelten - genannt werden: BUILT TO SPILL mit 'perfect from now on' und RED RED MEAT mit 'there´s a star above the manger tonight' (meine Glitterhouse-Lieblingsplatte), die beide mit großartigen Entwürfen ihren impressionistischen Ansatz zu überwinden suchen und sich exzellent erfinden. 

Doch zurück zum Dub: Ein fast heidnisch zu nennender Ansatz macht SUB OSLO nicht unbedingt zum Liebling der Szene. Einer Tanzbarkeit verweigert sich 'the rites of dub' ebenfalls strikt und für die Chill-Out-Zones ist sie eigentlich zu anspruchsvoll. Ihre Verspieltheit lässt sicher auch den Vorwurf der Selbstgefälligkeit zu, versprüht dabei aber Reize, denen man nur zu gerne folgt: die analogen Tonbandechos, die Feinheiten der Schlagzeug-Dubs, kleine, bruchartige Harmoniekonflikte und das stets kaleidoskopartig neu auffächernde Spiel der Töne. Dies alles geschieht mit einer hingebungsvollen Zärtlichkeit. 
SUB OSLO sind im Dub-Kosmos ein kaum zu überbietendes Unikum, gewollt retro, frei von kritischen Zeitbezügen, ohne jede Gefälligkeiten an bestehende Dub-Communities. Völlig unbeirrt, zwanglos und voller prickelnder, wenn auch sehr verhaltener Erotik...

Rituale können so schön sein. Und am Besten sind die Rituale, deren Sinn und Form man selbst bestimmen darf.


 various artists    
bloodandfire3.jpg (12804 Byte) SELECT CUTS FROM BLOOD & FIRE 3
sampler

(Select Cuts/EfA)
(30.08.2002)

Remixe und Rekonstruktionen pur im dritten und letzten Teil der erfolgreichen Blood & Fire-Werkschau von Select Cuts. Die Champions League des Dance Dub: GROOVE CORPORATION, BLACK STAR LINER, WALKNER.MÖSTL, DREADZONE, SMITH & MIGHTY, HENRY & LOUIS, WATERSHELL, DISCIPLES, SMALL AXE u. a. bearbeitet vergriffene Tracks des Blood & Fire-Kataloges, beweist ihre Meisterschaft im Einzelnen und die Vielfalt dialektischer Phantasie als Projektgeist par excellence!

Die Kunst der Verwandlung von Tracks aus dem Dunstkreis von Reggae-Roots, Ska und Dub inna 'Dub-Dance-Leftfield-Kultur', wie es der Vertrieb hier begrifflich umschreibt, ist vielfältig und beweist einmal mehr die diversifizierende Motorik einer Szene, die sich nicht festschreiben lassen will. So unterschiedlich die Ausgangspunkte der einzelnen Acts sind, so verblüffend abgerundet kommt das Ergebnis des Samplers rüber. Nicht alles groovt hier so unglaublich wie der Opener "waterhouse rock" in der Bearbeitung der GROOVE CORPORATION oder das wühlende "do you love my music" im BLACK STAR LINER-Remix, doch jeder Track wirft dem anderen den Ball zu. Da kann der private DJ zu später Stunde locker Pause machen, ohne dass das jemand auffällt.
Die Originalkünstler sollen an dieser Stelle auch nicht unerwähnt bleiben: BIG YOUTH, HORACE ANDY, JAH STITCH, CORNELL CAMPBELL, PRINCE ALLAH, IMPACT ALLSTARS, KEITH HUDSON und GREGORY ISAACS.


echobeach.jpg (5803 Byte) SELECT CUTS FROM ECHO BEACH - remix versions
sampler/tribute to martha & the muffins

(Select Cuts/EfA) (05.04.2002)

Vor etwa 20 Jahren tanzte man einen Sommer lang zu "echo beach", einem One-Hit-Wonder der kanadischen New Wave-Band MARTHA & THE MUFFINS.

Der Titel des heiter-beschwingten, lockeren Popsongs mit dem unverkennbaren, glockigen Gitarrenriff wurde Mitte der 90er zum programmatischen Namen eines Hamburger Dub-Import- und -produktionslabels, das sich vor allem durch seine King Size Dub-Serie - siehe auch Besprechung des achten Kapitels auf dieser Seite - einen Namen gemacht hat. Um dem Titel eine besondere Ehre zu erweisen, bat das Labelchef Nikolai Beverungen bei Übersendung der Originalspuren nahestehende DJs, Acts und Produzenten um ihre Neuinterpretation: DEEP DIVE CORPORATION, GROOVE CORPORATION, GABRIEL LE MAR, THOMAS FEHLMANN (THE ORB, ex-PALAIS SCHAUMBURG), PRE-FADE LISTENING und viele andere steuerten Remixe des Songs bei. Besonderer Clou: Auch MARTHA & THE MUFFINS selbst beteiligten sich mit einem Remix ihres einstigen Erfolges an dieser Platte. Veröffentlicht wurde das Ergebnis jedoch auf Nikolai Beverungens neuem und zweitem Label: Select Cuts, dessen Veröffentlichungen sich gerade durch solch programmatische Zusammenstellungen auszeichnen.


Das Ergebnis ist vor allem rhythmisch breit gefächert. So trifft der New Wave-Hit von einst nicht nur auf Reggae und Dub, sondern auch 2Step, House und Drum´n Bass tun das Ihre, um ihm möglichst viele unterschiedliche Schnitte und Nuancen zu geben. Dabei ist das Original mal sofort erkennbar, mal verdeckter, doch immer wieder taucht dieses zauberhafte Riff auf. Ein herrlicher Sommerspaß, der weniger zu Vergleichen der Acts untereinander herausfordert - dazu ist der Fächer zu breit - denn zu Ausgelassenheit, guter Laune und viel Bewegung.


nation.jpg (4866 Byte) SELECT CUTS FROM NATION
sampler

(Select Cuts/EfA) (21.06.2002)

"Egyptian pharaos fell from the sky, fell from the sky and play the blues"
(TRANSGLOBAL UNDERGROUND)
One World, one Nation: Gegen die einseitig westliche Ausrichtung der Popmusik rückte die asiatisch geprägte Community in England immer stärker und selbstbewußter auf den Plan.

In den 70ern waren es noch die Hippies, die asiatische Musikthemen verarbeiteten, danach Weltmusikstrategen weißer Coleur. Seit den 80er Jahren gibt es einen Dancefloor-Pool, in dem westliche Groove-Standards, HipHop, Drum´n Bass und Dub auf Bhangas, Tablas, Sitars, orientalische Tonleitern und indische Streichersamples in den unterschiedlichsten Formen und Farben aufeinander treffen.
Wichtigstes Label dieser Bewegung ist das seit 1989 existierende World Dance Fusion-Label "Nation Records", das mit TRANSGLOBAL UNDERGROUND, FUN-DA-MENTAL, ASIAN DUB FOUNDATION, LOOP GURU und JAH WOBBLE auch die hierzulande bekanntesten Namen der Szene am Start hat oder hatte.
Select Cuts stellt hier ein Portrait des Labels mit Einspielungen aus allen zeitlichen Phasen und der ganzen musikalischen Bandbreite seiner Künstler vor; einem Label, das immer "Indie" blieb - "without conforming to someone else´s rules, with integrity uncompromised and intact".

TRANSGLOBAL UNDERGROUND starten mit "delta disco" lebendig und diesseits - ich kannte sie von "psychic karaoke" noch sphärischer. Ihre Musikerin NATACHA ATLAS ist gar mit drei Projekten hier vertreten: Bei !LOCA! sang sie 1990 noch spanisch zu einem Flamenco-Thema, und die SPACE CADETS waren ein Projekt mit JAH WOBBLE.
ASIAN DUB FOUNDATION, inzwischen längst zu einem Major gewechselt, sind mit einem Track vertreten, der ebenfalls auf dem frisch erhältlichen, remixten  Rückblick "frontline 1993-97" stammt.
JOI waren Pioniere asiatisch geprägter "Discomusik", also bevor es "Nation" überhaupt gab. So freute man sich über eine Drum´N Bass-Bearbeitung von SPRING HEEL JACK eines Ihrer Songs.
FUN-DA-MENTAL erinnern auf "mother india" an die Unterdrückung der Frau nicht nur auf dem Subkontinent und widmeten ihren Song prominenten Asiatinnen der Geschichte.
Aus Amerika - jedoch kaum ein Kontrast - kommen LUNAR DRIVE, ein Projekt des Navajo-Indianers SAM WINKLER und seiner Produzentin SANDY HOOVER: Traditionals für den Dancefloor aufbereitet!

Ein 79 Minuten langes und und mit ausführlichen Linernotes versehenes Porträt eines bedeutenden Labels, von dem wir hoffentlich weiterhin viele interessante Acts zu hören bekommen werden. Räucherstäbchen nicht vergessen!



SELECT CUTS FROM ORACABESSA
various artists

(Select Cuts/Indigo) (03.01.2005)

UB 40 haben einfach Glück gehabt. Keiner soll behaupten, sie hätten ein besonderes Interesse an einer Kommerzialisierung oder gar Verwässerung des Reggae gehabt, im Gegenteil haben sie den Reggae für manche heutige Reggae-Liebhaber zugänglich gemacht.

ORACABESSA ist sowohl ein Stadtbezirk in Birmingham, eine Ortschaft in Jamaika, und nebenbei auch eine Ortschaft an der amerikanischen Westküste. Und so wurde der Name Oracabessa auch zum  Labelnamen der UB 40-Bandmitglieder ALI CAMPBELL und BRIAN TRAVERS, auf dem diese jamaikanische Sänger und Musiker unterstützten. Eigeninteresse und Programm waren sicher nicht ganz uneigennützig, doch eine Unterstützung der jamaikanischen Szene durch englische Pop-Größen ist in Jamaika immer hilfreich und nicht selbstverständlich. 

Das hier versammelte musikalische Material ist, bis auf Ausnahmen, die es in Jamaika zu Hits gebracht und in England Aufmerksamkeit errungen haben, hierzulande fast nur professionellen DJs bisher bekannt. 
In diesem, nicht den Dub betreffendem Falle, zerrt Herr BEVERUNGEN vorzüglich jamaikanische Tracks, die auf englischem Niveau gemixt wurden und auch ansonsten eine besondere Bindung beider Inseln in sich tragen, an die (deutsche) Öffentlichkeit.

Am Dancehall geht von Seiten der Jamaikaner freilich kein Weg vorbei, aber es finden gelegentlich auch 2 Step, Drum & Bass, Rhythm & Blues goes digital, bristol sounds wie auch ganz selten Dubs Eingang in diese etwa zweieinhalbstündige Werkschau. Die allerdings eben Werkschau ist, nicht Auswahl, deren Dancehall-Kapriolen neben musikalischen Perlen gelegentlich auch gehörig nerven.


   
SELECTED ATMOSPHERES - DUBBED
sampler

(
Mental Arts/Cosmophilia) (28.10.2003)

Trance-Aktivist DJ "DIRTY" FRANK, auch bekannt von Radio Wüste Welle, hat sich aufgemacht und seine Beziehungen spielen lassen, um einen Trance-Dub-Sampler mit internationalen Acts zusammen zu stellen. Die Namen sind weniger geläufig, Trance-Dub ein selten Aufmerksamkeit erreichendes Stiefkind der Szene, das Ergebnis aber selbstbewusst und anspruchsvoll.

OMNIMOTION stimmen mit 'move it' als Opener treffend auf das Thema ein. GMO wird der Sampler-Thematik leider wenig gerecht und nudelt Melodien und Arrangements nach dem Baukastenprinzip wie vor über zwanzig Jahren runter. AKANOID bringt eine neblige Atmosphäre zurück, ein bisschen zu viel Effekt lastet auf 'launch a tune', aber es wird zunehmend spannender. DAY ZERO mit zwei Tunes in der Mitte des Samplers gestalten den musikalischen Höhepunkt des Samplers, sie sind auch als einzige mit zwei Tracks vertreten. Sehr abgefahrene Sounds, groovige, einem Schlagzeug nachempfundene Beats, prima Dubs. 
Weitere Acts mit ansprechenden/guten Ergebnissen: AERO LINK (D), BLUETECH (USA), DNA, FINGERTWISTER (S) und PITCH BLACK (NZL).

Leider lässt sich weder im Begleittext noch im Internet etwas Background über die Künstler erfahren; die Seite des Labels, bereits mit einigen sci-fi-philosophisch und philologisch interessanten Links ausgestattet, befindet sich noch im Aufbaustadium.


SHATTER THE HOTEL - a dub inspired tribute to Joe Strummer
various artists
(IT-download-album) (15.12.2009)

Bereits am 15.02.2009 als Album-download veröffentlicht, aber erst am 05.02.2010 in London mit einer gebührenden Release-Party gefeiert wurde "Shatter the hotel" - vielleicht hat man die Hotels, in denen man die beteiligten Künstler nach dem Event unterzubringen suchte, erst mühsam überzeugen können, dass LP- und Partymotto nicht als Motto für anschließende Unternehmungen zu verstehen gemeint ist. 

'Shatter the hotel', übrigens ein Zitat aus dem Song 'spanish bombs', ist ein charmantes wie herzhaftes Tribute-Album an den großartigen Sänger der CLASH, der für die Verbrüderung von energetischem Punk und rebellischem Reggae, dem "rasta-punk interface", einen großen Beitrag leistete. Wichtige Impulsgeber für diesen Sampler waren DON LETTS, britischer Kult-DJ, der viele Punks für Reggae begeistern konnte und Dub-Tausendsassa JESSE KING aka DUBMATIX. Wie bereits fehlendes Label und fehlender CD-Release ausweisen, eine Non-Profit-Geschichte mit schnellen Kurzschlüssen zu interessierten Bekannten der Aktivisten aus dem eigenen Umfeld - so stammen sämtliche Acts der vertretenen Künstler aus Kanada, USA und UK, hinzu kommen jamaikanische Gastsänger.

Freilich stimmt die qualitative Überzeugungsarbeit dieses B-Samplers nicht in jedem Track, so mancher Act stimmt da fröhlich-trunken CLASH-Refrains mit eigenem Gusto an. 

Zwei der Acts haben es mir besonders angetan: NATE WIZE feat. AMMOYE, die 'rock the casbah' einfach eine selbsterfundene Synthi-Hookline aufreiten lassen und eine luftig-heitere Dancefloor-Nummer mit vorzüglicher Gewitztheit zum Besten geben, und die INFANTRY ROCKERS, die aus 'rebel waltz' eine fragil-zärtliche Surfmusik-Präsentation mit Gitarre erfanden und diese mit köstlichen Dubs ausbauten - ganz vorzüglich.

DUBMATIX selbst greift zum Klassiker 'london calling' und stellt diesen an Anfang und Ende (version) des Albums, saftig und kräftig, aber irgendwie auch beliebig vor sich her schunkelnd - DON LETTS am Mikrofon, na ja, auf den Job hätte sich TONY BLAIR sicher auch gerne eingelassen...

BG   


SOUNDS & PRESSURE volume 5
various artists

(
Pressure Sounds/Rough Trade) (27.10.2003)

Showcase des bekannten Reggae-Labels aus Veröffentlichungen des laufenden Jahres.
Mit dabei: JOHNNY OSBOURNE, BURNING SPEAR, DENNIS BOVELL, JIMMY RILEY, MIKE BROOKS, AUGUSTUS PABLO, THE MIGHTY TWO, ERIC DONALDSON, ROLAND ALPHONSO, MIGHTY RUDO, KING KONG, REVOLUTIONARIES, I-ROY und BOBBY KALPHAT.
THE SOUND OF DUB - RARE AND SOUNDFUL PEARLS FROM 
SOUTH AFRICA IN DUB

various artists

(African Dope/Echo Beach/Indigo) (23.02.2005)

Bis heute haben südafrikanische Soundkünstler nur selten die Gunst der Verbreitung ihrer Veröffentlichungen über Vertriebe und ihrer Wahrnehmung durch Magazine in Europa erfahren. 
Das Echo Beach-Label beobachtet seit Jahren aufregende musikalische Entwicklungen in der südlichsten Nation Afrikas und speziell dortige Affinitäten zum Dub. 

'The Sound of dub' unterscheidet sich nicht wesentlich vom Kaliber eines King Size Dub-Samplers. Viele Musiker aus Kapstadt, dem kreativen musikalischen Zentrum Südafrikas, weisen sich durch reges Interesse für Dancehall, Reggae, Trance, Drum´n Bass und eben auch Dub aus. Da man in den jeweiligen Szenen nicht sehr zahlreich ist, wird nach Belieben crossovert und kollaboriert mit dem Ergebnis einer erfolgreichen Integrität. 

Dieser 'future sound of Kapstadt' bleibt gewiss nicht Bestandsaufnahme, sondern verstärkt sich als eigenständige südafrikanische Riddim- und Dance- Szene, von der wir in Zukunft sicher noch viel hören werden.
Vier der sechzehn Tracks des Albums sind von den KALAHARI SURFERS - sie gehören zu den Aufregendsten des Albums. MOODPHASE 5 beweisen, dass sie es sowohl in Trance und Drum´n Bass können. DJ DOPE, Labelbetreiber, beweist eigenwillig seine musikalische Vielseitigkeit, liebt den Dub und hat seine eigene Sache zu einem AFRICAN DOPE SOUNDSYSTEM, zu dem er viele Künstler der regionalen Szene vor allem ans Mikrofon eingeladen hat, vorangetrieben - Release kommt im März.

Doch 'The Sound of Dub' geht über das Programm von 'African Dope' hinaus und zog auch ältere Tracks vor Entstehung des Labels aufs Album. Hervorzuheben ist, dass Echo Beach auf diesem Sampler nicht sechzehn 'most dubby tracks' aus Südafrika zusammengetragen hat, sondern mit dieser Zusammenstellung auch die Eigenart der südafrikanischen Szene stets durchscheinen lässt. Das ist dem Label mit dieser Auswahl - in Absprache mit African Dope Records - trefflich gelungen.


THE SOUND OF DUB - NEW ZEALAND IN DUB
various artists

(Echo Beach/Indigo) (18.04.2005)

Nach einem ausgezeichneten Sampler über die Dub-Musik in der südlichsten Republik Afrikas folgten die Echologen von Echo Beach der Magellan-Linie, ließen Australien links liegen und ankerten vor dem vulkanisch geprägten Neuseeland. 

Zu erwarten war eigentlich, das sich die Echologen einige Tunes von SALMONELLA DUB und aus deren Umfeld an Land ziehen, doch das Gegenteil ist der Fall: Eine akribische Sammlung von Tunes beherzter (Dub-)Projekte, die allesamt unbekannt sind und mit deren Anzahl man kaum rechnen konnte, gestalten diesen betont instrumental gehaltenen Sampler. 
Nun halten sich die neuseeländischen Zugriffszahlen auf einschlägig international bekannte Dub-Websites doch merklich zurück, was darauf schließen lässt, dass Dub-Experimente im eigenen Land kaum goutiert werden; so haben auch SALMONELLA DUB im eigenen Land kaum Reputation, während sie in Europa begeisterte Fans haben.

Entsprechend ist das Ergebnis: Es fehlt der 'community spirit'. Weil es keine entsprechende Szene gibt, fehlt das Ähnliche, das Typische der Tracks, und doch ist jeder Tune gewieft und auf seine Weise Klasse: Alle Einspielungen sind exzellente Tracks wie auch ein wenig eitle Zurschaustellung. Ein kühles Ergebnis, bei dem auch nicht jeder Beitrag dem Ziel, wirklich dubby zu sein, zu folgen scheint.


STUDIO ONE DUB
various artists

(Soul Jazz/Indigo
) (19.04.2004)

Das Soul Jazz-Label hat inzwischen einen ganzen Katalog mit Kingstoner Studio One-Aufnahmen , nach Genres geordnet, vorgelegt. Nun also STUDIO ONE DUB - als achtem Teil dieser Reihe.

Producer und Mastermind im Studio One war in den späten 60ern/frühen 70ern CLEMENT DODD, die Dubmixes fertigte damals SYLVAN MORRIS an. Die hier versammelten Dub-Mixes für Singles B-Seiten sind alle zwischen 1968 und 1972 produziert, wie es das Booklet ausweist - wobei ich ein wenig skeptisch bin. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, wäre SYLVAN MORRIS schließlich der früheste Dub-Mixer aller Zeiten und hätte frühzeitig die unterschiedlichsten Dub-Techniken aus dem Stand raffiniert aus dem Ärmel gezaubert. Alleine Sound und Stereo-Effekte lassen eher auf die Zeit zwischen 1972 und 1976 schließen - ich will allerdings nichts behaupten.

Versammelt sind hier siebzehn zeitlose, elegante und ausgeruhte Dub-Riddims in ausgezeichneter Produktion und Spielfreude - die meisten davon Instrumentals. 
Eine hochinteressante Veröffentlichung, die den Kreis einflussreicher Dubber und Musiker wieder einmal um eine interessante Mannschaft - nicht nur für Neueinsteiger in die Welt der Riddims und der Dubs - erweitert.   


SUBHARMONIC IN DUB
various artists
(Groove Attack/Echo Beach/Indigo) (25.04.2005)

Werkschau des gleichnamigen New Yorker Labels im Schatten von Mentor BILL LASWELL auf zwei CDs.
     
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