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BOOZOO BAJOU waren mir bis vor kurzem noch unbekannt gewesen.

Umso überraschter war ich, mit welcher Souveränität und Leichtigkeit das Nürnberger Duo  unterschiedlichste Styles remixt und Dub ungeniert wie geschickt zur musikalisch bindenden Austarierung  nutzt.

Ihre aktuelle Platte 'dust my broom' ist ein vorzüglicher Leckerbissen für alle, die ein Faible für 'wandering in styles' in Downbeat-Manier haben.  
 
Einziger Wermutstropfen:
'dust my broom' ist nicht ganz soo dubby wie das Debutalbum. Es bekommt jedoch von diesem mit dem Opener "keep going" eine gehörige Steilflanke zugespielt.







BOOZOO BAJOU-Discography (longplayers only)


'satta', 2001



'juke joint', remixes, 2004



'remixes', 2004



'dust my broom', 2005




'juke joint II', 2006
  

"Aus den Sümpfen in die Großstadtlichter" 
Ein Interview mit Peter Heider und Florian Seyberth (BOOZOO BAJOU) von Ralf Summer




Ralf: Was liegt euch an Sümpfen, an Sumpfgeräuschen, weil sowohl euer Debüt 'satta' als auch das neue Album 'dust my broom' mit Sumpfgeräuschen anfangen?

Peter: Die Atmosphäre von der alten Platte haben wir schon irgendwo übernommen. Zumindest beim ersten Stück, weil wir nicht gleich in diese vokal-orientierten Gesangsstücke reinknallen wollten. Weil dann doch die ersten drei (folgenden) Stücke, zuerst mal erschrecken könnten, da sie sich in eine andere Richtung bewegen. Aber ich glaube, dass es ein ganz guter Kompromiss war von den Atmosphären her. 

Ralf: Was sagt TONY JOE WHITE am Anfang des Stückes?

Florian: TJW sagt, dass wir nicht aus der Gegend hier sind.
Peter: Das ist im Prinzip auch eine Wegbeschreibung: to the Swamps. Er ist jetzt vielleicht auch so eine Art Scout für die Leute, die die Sümpfe besuchen wollen, er weiß ja, wo wir herkommen. Eine Art Metapher, dass wir aus einer ganz anderen Gegend kommen und hier tatsächlich mit ihm zusammen Musik machen.

Ralf: Er ist also ein Führer durch den Sumpf?

Florian: Mann kann es so sagen, dass er der Führer ist, der einen durch diesen Sumpf führt... aber vor allem ins Album hinein führt. Deswegen ist dieser Track ja auch der Opener.

Ralf: Wie kommt man an solche Musiker ran? Leute wie TJW machen sich ja relativ rar... Da gibt's nicht so viel Kooperation mit anderen Musikern. Wie seid ihr da vorgegangen?

Florian: Um an solche Leute ranzukommen wie TJW oder auch WILLIE HUTCH, die an unserem Album mitwirken, waren monatelange Recherchen im Vorfeld nötig. 
Peter: Wir haben für TJW, das ist schon über 2 Jahre her, für seinen Klassiker 'rainy night in georgia' einen Remix gemacht für die Warner Brothers-Compilation 'what is hip?'. Das hat ihm ziemlich gut gefallen und er hat gefragt, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, dass wir mehr zusammen arbeiten. Das war am Anfang der Produktion unseres neuen Albums, und jetzt ist auch aktuell noch die Anfrage da, ob wir für 'homemade icecream' etwas covern wollten von ihm. 

Ralf: Was könnt ihr zu der Up-Tempo Nummer der Platte, zu 'killer' mit TOP CAT, sagen?

Florian: Die Zusammenarbeit mit TOP CAT kam eigentlich so zustande, dass wir gedacht haben: Wir haben ein schnelles Stück, das richtig Dampf von unten her macht. Da ist so ein ehemaliger, oder sagen wir mal so...ist er ja immer noch, so ein Jungle Veteran; der wäre da der richtige Mann, der einen richtigen Punch geben könnte.

Ralf: Die erste Single wird das Stück mit TOP CAT. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?

Peter: Der Kontakt zu ihm persönlich war zwar noch nicht da, aber wir hatten, wie sagt man...
Florian: Eine Connection über Sonar Kollektiv. Meinst du das?
Peter: Nein, es war schon irgendwie mehr als das. Als wir vor drei vier Jahren 'midnight marauders' gehört hatten, das war damals im Radio in Portugal. Vom ersten Augenblick an fühlten wir: das ist ein richtig guter Track, der seitdem immer in unserer Plattenkiste drin ist. Als DALLAS TAMAIRA (JOE DUKIE) hier war, im Studio, ging es ihm eigentlich ähnlich. Er hat gesagt, als er damals 'satta' mit seinem Partner zusammen, der die Sache produziert hat, hörte, war das für ihn auch eine Initialzündung, an dem Album mitarbeiten zu wollen.

Ralf: Könnt ihr euch noch an den Augenblick erinnern, ab dem das Album 'dust my broom' heißen sollte?

Florian: Der Albumtitel 'dust my broom' kam eigentlich eher schleichend daher. Ich bin irgendwann über ein Stück von ELMORE JAMES gestolpert, das so heißt: "I belief I dust my broom". Ich habe eine Vorliebe für Blues-Metaphern.

Ralf: Was hat für dich die Hauptbedeutung von 'dust my broom'?

Florian: Man kehrt seine Festplatte zusammen. Man hat die ganze Musik, die man über die Zeit gesammelt hat, am Besen hängen, so wie Staubfusseln. Das finde ich eigentlich eine ganz schöne Interpretation der Sache. Wir haben unseren Besen, wie sagt man...
Peter: Entstaubt!
Florian: Entstaubt und geprüft, was hängen geblieben ist im letzten Jahr.

Ralf: Gab es bei dieser Platte einen anderen Ansatz als bei der ersten Platte? Wolltet ihr anders rangehen an dieses Projekt?

Florian: Zunächst war für uns die Situation zeitlich bedrängender, natürlich war auch ein Wandel des eigenen Geschmacks vorhanden. Man hört nur Sachen, die einem gefallen. Diese Platte hat auf jeden Fall eine souligere, bluesigere Komponente, sie ist weniger dubbig als das Album davor. Sie ist wesentlich mehr von Vocals bestimmt. 
Peter: Uns war überhaupt nicht klar, wo es lang geht. Unsere persönliche Vorgabe war auf jeden Fall, nachdem wir für Sänger ein paar Remixes gemacht haben, auch auf dem Album mit mehr Gesang arbeiten wollten. Viele denken vielleicht, es sei mehr Song-Struktur da als früher - ist aber gar nicht. Es ist genau die gleiche Art und Weise wie vorher auch, als wir Instrumentalstücke produziert haben. Auch dieses Schwebende der Musik: Es ist schwierig für Sänger, auf einer Instrumentalproduktion zu singen, das heißt, keinen Vers zu haben, keine Bridge, keinen Refrainpart usw. Letztendlich hat das doch sehr gut funktioniert.

Interview von Ralf Summer im Juli 2005, gekürzt und lektoriert von Bernhard Groha, August 2005

Mit freundlicher Unterstützung von !K7  

 
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